Der Betrunkene sucht im Schein der Straßenlaterne nach seinem Hausschlüssel. Nicht weil er ihn an diesem Ort verloren hat, sondern weil er hier etwas sehen kann. Analog dazu versucht die agile Bewegung, mit dem Wissen der Industrialisierung und dem Zeitalter der Moderne veränderungsfähige Organisationen zu entwickeln. Beide müssen scheitern, weil die Lösung für ihr Problem an noch unbekannter Stelle zu finden ist. Aber wie der blinde Fleck im Auge uns nicht erkennen lässt, was wir nicht sehen, wissen beide nicht, wie sie ihre Probleme lösen sollen. Sie wissen nicht, was sie nicht wissen, weil sie gar nicht erst danach suchen.

Die Enthusiasten der agilen Bewegung stehen in der Tradition naturwissenschaftlicher Denkmodelle. Diese so genannten harten Wissenschaften sind in der Lage, weiche Probleme zu lösen. Einer Organisation die Eigenschaft der Veränderungs- oder der Anpassungsfähigkeit, auch bekannt als Agilität, zu verleihen, ist jedoch ein hartes Problem. Ein derartiges Problem kann nur aus der Perspektive der weichen Wissenschaften, d. h. der Geistes- und Sozialwissenschaften, gelöst werden, da sich diese Disziplinen mit komplexen Fragen der menschlichen Kooperation, Kommunikation und Zusammenarbeit beschäftigen.

In bewusst pointierter Form zeigt der Vortrag auf, warum die derzeitigen Bemühungen, Veränderungsfähigkeit in Organisationen zu etablieren, in eine Sackgasse führen und welche Überlegungen notwendig sind, um den angekündigten Paradigmenwechsel zum agilen Arbeiten zu erreichen. Der Schlüssel liegt in den Konzepten der Disziplinlosigkeit und der Plastizität.